Die Morgenstunden des 12. Jänner boten im Burgenland optimale Bedingungen, um mit der traditionellen Eisweinernte zu starten. Dieser wird aus vollreifen Trauben gewonnen, welche im Weingarten auf dem Rebstock einfrieren und in diesem, gefrorenem Zustand gelesen und anschließend im Weingut gepresst werden. Laut Weingesetz müssen die Beeren hier eine Temperatur von mindestens -7 Grad Celsius haben. Das gefrorene Wasser, welches sich in der Beere befindet, bleibt somit in der Presse zurück und nur der Most rinnt ab. Dieser hat eine hohe Konzentration an Zucker, Säure aber auch Extraktstoffen. Bei der Kelterung von Eiswein muss seitens der heimischen Winzerinnen und Winzer oft gepokert werden. Werden die geringen Temperaturen nämlich nicht erreicht, geht man von einem Totalverlust dieser Trauben aus. Und dies ist in Zeiten wie diesen, gepaart mit dem Klimawandel, keine Seltenheit. Lediglich zehn Prozent der Ausgangsmenge werden am Ende als Eiswein in die Flasche gefüllt. Der restliche Teil der Trauben wird als qualitätsfördernde Maßnahme herausselektioniert, bleibt als Eisklumpen in der Presse oder fällt den warmen Temperaturen zum Opfer. Aufgrund der geringen Ausbeute, der Gewinnungsart und des damit verbundenen hohen personellen Einsatzes zählen Eisweine zu den qualitativ hochwertigen Weinen mit entsprechendem Preis-Leistungs-Verhältnis.
Die Geschichte des Eisweins
Die Eisweinbereitung ist wahrscheinlich eine zufällige Entdeckung, die sich aus dem Umstand einer späten Lese durch ungünstige Witterungsverhältnisse mit gleichzeitigem, plötzlichem Kälteeinbruch ergeben hat. Bereits in der Antike war den Römern die Herstellungsweise des Eisweins bekannt. Schon der Dichter Martial (40 bis 102 nach Christus) berichtete von Weinbauern, die im November froststarrende Trauben einbrachten. In den darauffolgenden Jahrhunderten schien der Eiswein in Vergessenheit geraten zu sein, bis seine Gewinnung vermutlich Ende des 18. Jahrhunderts in Frankreich wieder begann.
Hochwertiger, natursüßer Wein
„Anteilsmäßig macht der Eiswein an der gesamten Erntemenge im Burgenland zwar weniger als ein Prozent aus, jedoch handelt es sich hierbei um ein Nischenprodukt mit hohem Wiedererkennungswert. Rund 25 burgenländischen Winzern gelingt es in geeigneten Jahren das umfassende burgenländische Weinangebot um hochwertige Eisweine zu erweitern. Größtenteils bewirtschaften diese Betriebe ihre Flächen rund um den Neusiedlersee, wobei auch vereinzelte Betriebe in anderen Regionen des Burgenlandes erfolgreich Eiswein produzieren“, heißt es seitens der Landwirtschaftskammer Burgenland.