Ein wichtiger Moment im Winzerjahr ist die Weinlese. Im Nordburgenland hat diese bereits begonnen.
Ein wichtiger Moment im Winzerjahr ist die Weinlese. Das Burgenland hat das wärmste Klima in den Weinbaugebieten in Österreichs und ist damit traditionell das erste Gebiet, das mit der Weinlese beginnt. Bereits in der zweiten August Woche hat im Gebiet Neusiedlersee die Lese der frühreifen Sorte Bouvier begonnen. Die Hauptlese erstreckt sich über mehrere Wochen im Burgenland, abhängig von verschiedenen Faktoren, von Mitte August bis Ende Oktober.
Ein wesentlicher Aspekt zur Bestimmung des richtigen Lesezeitpunktes ist die Rebsorte. So, gehört der Bouvier zu den sehr früh reifenden Sorten, wird daher als einer der ersten Sorten bereits im August gelesen. Rebsorten, wie zum Beispiel der Cabernet Sauvignon ist eine spätreifende Sorte, diese wird als eine der letzten gelesen, das heißt oft erst gegen Ende Oktober. Der Winzer ist somit gefordert, für jede Rebsorte den idealen Zeitpunkt zur Lese zu bestimmen.
Auch der Weinstil beeinflusst den Lesezeitpunkt. Im Laufe der Reife lagert die Beere immer mehr Zucker ein und der Säuregehalt geht zurück. Ebenso entwickeln sich in dieser Zeit das Aromaspektrum und die Gerbstoffstruktur der Traube. Es gilt das ideale Gleichgewicht all dieser Komponenten für den angestrebten Weinstil zu finden. Weine, die eher frisch, also mit spritziger Säure und geringem Alkoholwert, werden tendenziell früher gelesen. Vollmundige und kräftige Weine gehören zu den später gelesenen.
Natürlich ist dieser Zeitpunkt auch von der Lage des Weingartens und dem damit verbundenen Mikroklima abhängig, kühle Lagen brauchen längere Reifezeiten wärmere sind früher reif. Will man einen edelsüßen Wein keltern, dann muss man auf den natürlichen Edelschimmelpilz Botrytis Cinerea warten, ebenso beim Eiswein auf das Frieren der Trauben am Rebstock, meistens erst im Jänner des Folgejahres, wenn man Glück hat.
Ein altes Sprichwort sagt, der Herbst macht den Wein. Was damit gemeint ist, das Wetter zur Lesezeit ist sehr wichtig. Regnet es zu viel, lagern die Trauben mehr Wasser ein und die Weine werden schlanker. Ist es zu heiß, schnellen die Zuckerwerte hinauf und die Säure geht rapide runter. Ideal wären warme Tage und kühle Nächte, dies unterstützt die Aromaausbildung sowie die Säurestruktur in der Traube und ein harmonischer, balancierter Wein ist das Resultat.
Eines ist klar, die Qualität der Trauben bei der Lese bestimmt auch die Qualität des Weines in der Flasche, daher ist die Entscheidung wann gelesen wird eine der wichtigsten für die Winzer.
- Der optimale Lesezeitpunkt wird aus önologischer Sicht durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst.
Neben dem Vegetationsverlauf bestimmen insbesondere Lage, Rebsorte, Kleinklima und Bodenart den Reifeverlauf der Reben. - Dazu sind natürlich auch die Produktionsvorstellungen der Weinbauern maßgeblich für den jeweiligen Erntezeitpunkt.
- Die Bekanntgabe eines Lesetermins wird daher nicht für alle Weingartenflächen der verschiedenen europäischen Weinbaugebiete gelten können, sondern muss symbolischen Charakter haben.
- Das Weinjahr 2022 ist von den Witterungsverhältnissen her Großteils ohne größere Komplikationen verlaufen. Von Spätfrösten verschont ist die Entwicklung der Rebbestände sehr zufriedenstellend verlaufen. Eine spätere Blüte war für den trockenen heißen Sommer von Vorteil.
Die Trauben sind sehr gesund, mit Mehltau und anderen Krankheiten gab es heuer überhaupt keine Probleme. Erst die Hitzeperioden im Juni und Juli führten zu spürbaren Belastungen in verschiedenen Rieden, die durch die Regenfälle Ende August gemildert, aber nicht zur Gänze beseitigt wurden. Weiterhin günstige Witterung vorausgesetzt ist aus heutiger Sicht eine quantitativ eher durchschnittliche Ernte mit sehr guten Weinqualitäten zu erwarten.
Das sagen unsere Winzer…
Alexander Egermann, Illmitz
Der Jahrgang 2022 wurde geprägt von langen, heißen Trockenphasen. Diese überaus warme Vegetationsperiode hat ein schnelles Voranschreiten der Triebentwicklung und der Traubenreife mit sich gebracht. Wir erwarten eine etwas frühere Lese als im Vorjahr. Damit einhergehend sind stoffige, dichte Weine zu erwarten.
Frank Schindler, Weingut Esterhazy Trausdorf
2022 ist ein Jahr der Rieden! Unabhängig von der Weinstilistik, wird die Weinqualität noch stärker mit den Rieden verknüpft sein, als sonst. Die Menge und der Zeitpunkt des verfügbaren Wassers war sehr unterschiedlich, was zu deutlichen Unterschieden hinsichtlich Ertrag und Reifezeitpunkt geführt hat. Die Trauben sind klein, dafür hoch aromatisch und perfekt strukturiert. Wir erwarten eine im Vergleich zum Vorjahr etwa 25% geringere Ernte mit ähnlich hohen Qualitäten wie 2021.
Anton M. Iby, Horitschon
Die Aussichten auf einen großen Rotweinjahrgang sind seit dem gleichmäßigen Austrieb im Frühling vorhanden. Wir erwarten vorallem bei den spätreifen Sorten wie Blaufränkisch eine tolle gleichmäßige Reife, für Rotweine mit Struktur und Tiefgang!
Axel Stieglmar, Weingut Juris, Gols
Stress lass nach. Die Niederschläge der letzten Zeit haben zu einer augenblicklichen Entspannung der Reifesituation geführt. Es war gerade recht, nicht zuviel und auch nicht zu wenig. Man muss natürlich noch auf den weiteren Verlauf des Wetters schauen. Am Weingut Juris wird nicht bewässert. Dadurch war es von zentraler Bedeutung rechtzeitig die Belastung der Stöcke vorzunehmen und auszudünnen. So konnten wir Trockenstress vermeiden. Wir sehen einem großen Jahrgang ins Auge.
Reinhold Krutzler, Deutsch Schützen
Bei uns in der Region wird mit einem sehr guten Jahrgang gerechnet, es wird bei uns die Hauptlese Mitte September sein. Der Sommer hat super gut gepasst, in diesen Tagen hatten wir auch noch einen guten Regen. Weiss- wie Rotwein werden mit einer sehr hohen Qualität gerechnet. Der Ertrag wird durchschnittlich erwartet.
Bernd Nittnaus, Gols
Das Klima spiegelt den Jahrgang wider! Ein guter Jahrgang mit milder Säure, ausgeprägter Tanninstruktur und viel Kraft erwartet uns! Der Herbst bleibt spannend, somit auch der Jahrgang!
Claudia Triebaumer, Weingut Ernst Triebaumer, Rust
Ernte 2022: Blaufränkisch ist perfekt, alles andere können wir nicht einschätzen. Wir hoffen auf einen Süßwein =)
Günter Triebaumer, Rust
Die Ausgangslage war weniger gut – sowohl ein trockener Winter als auch ein trockener Frühling. Unregelmäßiger Austrieb, lang gezogene Blütezeit, sichtbar weniger Wachstum als 2021. Die wenigen Niederschläge haben zur allgemeinen Überraschung dann die Traubenreife stark befeuert, so daß wir mit einer Ernte der aromatischen Sorten Anfang September rechnen. „jedes entfernte Blatt war heuer eines zu viel – es warad wegen der Frucht nämlich“, so Günter Triebaumer. Die Trauben sind locker und dickschalig, wodurch auch der Gesundheitszustand der Beeren sehr erfreulich ist. Als Mengenprognose rechnen wir umstandsgemäß mit einer unterdurchschnittlichen Ernte. Die derzeitigen Regenfälle könnten (konjunktiv!) der Grundstein für eine Botrytisbildung später im Jahr sein und das würde uns sehr freuen.
Thomas Gratzer, Weingut Zantho, Andau
Der Jahrgang 2022 ist klar von Hitze und Trockenheit geprägt. Die Erntemenge ist generell gut, nur bei Zweigelt wird es voraussichtlich Mengeneinbußen geben. Es ist noch etwas früh einzuschätzen aber wir erwarten einen ähnlichen Jahrgang wie 2018, der ebenfalls von Hitze und Trockenheit geprägt war. Besonders wichtig wird es heuer sein, zuzuwarten um auch die optimale physiologische Reife zu erreichen. 2o22 wird, wenn das Wetter beständig bleibt, bestimmt ein sehr guter Rotweinjahrgang, die Entwicklung für Weiß und Süß hängt noch stark von der Wetterentwicklung der nächsten Tage und Wochen ab. Das Potential für einen generell guten bis sehr guten Jahrgang in Weiß und Süß ist definitiv vorhanden
Christina Prickler, Rotweingut Prickler, Lutzmannsburg
Wir erwarten eine sehr hohe Qualität der Weine! Durch den trockenen Sommer wird der Ertrag höchstwahrscheinlich kleiner ausfallen, die Weine werden sich aber sehr gehaltvoll und extraktreich präsentieren. Lesestart im Mittelburgenland Mitte bis Ende September was für uns ein normaler Zeitpunkt ist.
Clemens Reisner, Weingut Hans-Igler, Deutschkreutz
Die Vegetation im Weinjahr 2022 zeichnet sich durch Trockenheit und Hitze aus. Die dadurch entstehenden roten Trauben werden aber viel Tannine, Würze, Aromen und Farbe haben, also ein Jahr wie gemacht für kräftige Reserven.
Bernhard Fiedler, Weingut Grenzhof, Mörbisch am See
Das heurige Weinjahr ist seit dem Frühjahr durch extreme Trockenheit gekennzeichnet. Abgesehen von einzelnen Weingärten auf wenig wasserspeicherfähigen Böden und Junganlagen stehen unsere Reben aber trotzdem gut da. Deshalb erwarten einen zwar mengenmäßig kleinen, qualitativ aber guten Jahrgang.
Es ist anzunehmen, dass die Rotweine bei diesen Wetterbedingungen die Nase vorne haben werden. Die Vorab-Lese unseres Grünen Veltliner am 25. August hat uns aber mit unerwartet guten Säurewerten überrascht und lässt auch auf lebendige, gut balancierte Weißweine hoffen.
Michael Kast, Weingut Kast, Neusiedl am See
Wir haben vergangenen Samstag unseren Jungwein mit den Sorten WB,SB,MO geerntet. Die Zuckergrade waren zwischen 15-17 Grad zufriedenstellend. Die Menge pro ha ist um ca. 1/4 geringer als im vorigen Jahr. Der Most hat aber heuer sehr wenig Säure.
Leo Hillinger, Weingut Leo Hillinger, Jois
„Knapp vor der Ernte ist es nun an der Zeit, auf das vergangene Jahr zurückzublicken und eine erste Prognose für den neuen Jahrgang zu wagen. Der Vegetationsverlauf der Reben wurde heuer vor allem durch die warme, niederschlagsarme Witterung beeinflusst. Nach einem trockenen Start in das neue Jahr wurde das Triebwachstum durch die warmen Temperaturen im Mai und einige Niederschläge Ende Mai, Anfang Juni stark beschleunigt. Hier war vor allem unser Außenbetriebsteam gefordert, um mit umsichtigem Laubwandmanagement und präzise getaktetem Pflanzenschutz den Infektionsdruck in unseren zu 100% biologisch bewirtschafteten Weingärten, gut im Griff zu haben.
Die warme, trockene Witterung ab Mitte Juni hat dazu geführt, dass das Wachstum der Triebe stark verlangsamt war.
Durch gezielte Ertragsregulierung in den durch Trockenstress gefährdeten Weingärten konnten wir die Reben optimal auf das Reifen der Trauben vorbereiten. Die ersten Traubenproben zeigen sich hochqualitativ und bereits gut ausgereift. Aufgrund der aktuellen Analysedaten und sensorischen Überprüfungen der Trauben blicken wir gespannt auf den neuen Jahrgang. Es ist davon auszugehen, dass sich der Jahrgang 2022 komplex, dicht und vollaromatisch zeigen wird. Ertragsmäßig wird sich dieser Jahrgang knapp unter dem langjährigen Mittel einpendeln. Der Erntestart wird heuer knapp 1 Woche früher als letztes Jahr, am 5.9.2022 stattfinden.“
Mathias Jalits, Weingut und Gästehaus Jalits, Badersdorf
„Wir erwarten uns einen qualitativ guten Jahrgang 2022. Seit dem 20.08.2022 hatten wir genug Regen, sodass sich dieser noch sehr positiv auf die bevorstehende Ernte 2022 auswirken wird. Bei den weißen Trauben entwickelt sich der Fruchtgehalt sehr gut und die Säure ist vorhanden. Bei den roten Trauben vor allem beim Blaufränkisch kommt der Geschmack sehr positiv hervor und es sind schon sehr viel Farbstoffe eingelagert. Wir erwarten uns auch hier eine sehr gute Tanninstruktur.“
Markus Kurz, Domeine Pöttelsdorf, Pöttelsdorf
das Frühjahr eher feucht mit einigen Niederschlägen, der Austrieb schön gleichmäßig, die Sommermonate heiß und trocken. Durch die heißen Temperaturen während der Blüte sind auch Weingärten anzufinden die sehr stark ausgerieselt sind. Dennoch haben unsere tiefgründigen Böden mit Löss als Ausgangsmaterial diese Trockenheit sehr gut verkraftet.
Das Wachstum der Reben wurde natürlich durch die vielen heißen Tage vorangetrieben, deshalb wird in der Region Rosalia die Ernte um eine Woche früher gestartet, als im Durchschnitt der letzten Jahre. Die Hauptlese wird Ende September, Anfang Oktober zu statten gehen. Wir erwarten einen sehr extraktreichen, würzigen Jahrgang. Die Menge und ausbeutet wird geringer als in den letzten Jahren ausfallen. Die Ernte für hochwertigen Rosé wird auch früher als sonst beginnen, damit wir noch eine schöne Säurestruktur und Beerenaromatik in den Rosé Weinen vorfinden.